Rosemarie Fano verzichtet darauf, ihren Arbeiten Titel zu geben, damit der Betrachter den Gemälden unvoreingenommen begegnen kann. Foto: Weiß Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Wieder einmal beweisen die Räume der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen im Stadtteil Zell, wie gut sie sich als Ausstellungsort eignen: Bis zum 28. Juli zeigt dort die Kirchheimer Künstlerin Rosemarie Fano auf Einladung der Akademie und der Initiative Kunst in Zell ihre „Farbklänge“. Die Kunstwerke, die unter der Woche auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind, bereichern den Alltag der Mitarbeiter und der Lehrgangsteilnehmer, die aus dem ganzen Land an die Akademie kommen.

Bewusst verzichtet Rosemarie Fano darauf, ihren Arbeiten Titel zu geben: Anstatt den Betrachter über ein Thema oder eine Überschrift zu lenken und zu beeinflussen, lässt sie ihm jede Freiheit, ihren Werken unverstellt zu begegnen. Meist ist es ein vom Gefühl geleitetes Wahrnehmen, Sehen und Erkennen, das den Betrachter stehen bleiben lässt, um die Bilder näher in Augenschein zu nehmen und sich darauf einzulassen. Die Grundfarben Rot, Gelb und Blau dominieren Fanos „Farbklänge“. Eine gelbe Phase strahlt sonnige Wärme ab, einige gelb-rote Werke wirken intensiv, kraftstrotzend und üppig, die roten Arbeiten scheinen wild und mühsam gezügelt, die blauen selbstbewusst und mutig. Ein großes Querformat in blau getönten Streifen und Flächen wird ironisch gebrochen durch ein winziges Zünglein, einen vorwitzigen Klecks, ein neugieriges Flämmchen in kontrastierendem Rot.

Begonnen hat Rosemarie Fano in den 80er-Jahren mit Landschafts- und Blumenbildern in Öl, bevor sie sich der Aquarellmalerei zuwandte. Seit zehn Jahren schafft sie abstrakte Motive in Aquarell, Pastellkreide und Acryl, die nun in einer ersten umfangreichen öffentlichen Einzelausstellung zu sehen sind. Mit Pastell und Acryl, diesen gegensätzlichen Techniken, so die Kunsthistorikerin Barbara Honecker bei der Ausstellungseröffnung, arbeite Fano eigentlich sehr untypisch: „Bei den Pastellen bearbeitet sie den Farbauftrag so lange, bis man vom Charakteristischen des Pastells, dem Rauen, Staubigen, aber auch Satten und Strichhaften, fast gar nichts mehr wahrnimmt.“

Die Kraft der Werkstoffe bleibt

Der Betrachter begegnet in der Schau ausgelassenen, fast spielerischen und dynamisch-kraftvollen Farbwerken ebenso wie durchgeplanten, strengen und statischen Formen. Wenn Rosemarie Fano mit Materialien experimentiert, wenn sie den Farben Sand beimischt, Kleister einsetzt, Farbpasten während des Trockenprozesses weiterbearbeitet oder Plexiglas-Platten in die nasse Farbe drückt, entstehen Arbeiten mit viel Struktur. Obwohl sie formend und ordnend eingreift, belässt sie den Werkstoffen ihre Kraft. Der Besucher entdeckt in der Ausstellung aber auch Florales und Organisches: ein sich entrollendes Blütenblatt, eine knospende Pflanze, den Blick ins Innere einer exotischen Blume oder animalisch anmutende Körper. Auf einigen Arbeiten sind Durchbrüche im Papier zu erkennen: Mal sind sie nur gemalt, mal wurde das Blatt zerrissen oder zerschnitten, collagiert und in einen neuen Zusammenhang gebracht. Das wirkt jedoch keineswegs zerklüftet, zerfetzt und zerstört, sondern bietet die Chance, einen neugierigen Blick hinter die Fassade zu werfen, neue Einsichten zu gewinnen und dem Hintergründigen auf die Spur zu kommen.

Rosemarie Fanos Ausstellung „Farbklänge“ ist bis zum 28. Juli in der Landesakademie in der Steinbeisstraße 1 zu sehen. Die Schau ist Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr geöffnet.