Die Virtuosi Saxoniae mühten sich, den immer gleichen Floskeln der Barockmusik etwas entgegenzusetzen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Barocke Instrumentalkonzerte sind angenehm anzuhören und passen auch gut in die vorweihnachtliche Zeit. Warum die Virtuosi Saxoniae fürs dritte Esslinger Meisterkonzert jedoch gleich deren acht im Gepäck hatten, war schwer nachvollziehbar. Da die Barockkomponisten aus einem recht begrenzten Fundus musikalische Floskeln schöpften und diese in ihren Werken mehr oder weniger kunstvoll kombinierten, drohte die Gefahr der Gleichförmigkeit. Dem versuchten die Dresdener um den Spiritus Rector Ludwig Güttler durch Abwechslung in der Besetzung der Soli zu begegnen. Es gelang jedoch nur partiell, die stilistische Gleichförmigkeit zu kompensieren: Nach zwei Stunden Konzert hatte man „Barock satt“.

Dabei hatten die 1985 von Güttler gegründeten Virtuosi Saxoniae musikalisch Beachtliches zu bieten. Nahezu alle Mitglieder des solistisch besetzten Ensembles sind Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle und somit durch den regelmäßigen Orchesterdienst gewohnt, kleine Unebenheiten auszubügeln, ehe das Publikum diese bemerkt. Man hörte im Neckar Forum geschliffene Vorträge, die einen voll besetzten Saal verdient gehabt hätten. Mit blühendem Ton setzte Frank Sonnabend, Solooboist der Weimarer Staatskapelle, Antonio Vivaldis Konzert a-Moll RV 461 um. Er ließ die Läufe mit klarer Artikulation schnurren, verzierte im langsamen Satz die weitgespannten Melodielinien kunstvoll und profilierte sich klar gegenüber dem zuverlässig sekundierenden Streichergrund. Der erste Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle, Roland Straumer, setzte in Georg Philipp Telemanns Konzert B-Dur, dem sogenannten „Pisendel-Konzert“, einen Höhepunkt. Da saß jeder Ton, musikalisch wurde ausdrucksvoll gestaltet, und obwohl Straumer in relativ statischer Haltung musizierte, spann er ungeheuer spannende Melodiefäden. Sonnabend und Straumer spielten sich in Johann Sebastian Bachs Doppelkonzert für Oboe, Violine und Orchester souverän durch die kunstvoll verwobenen Stränge und fanden im Mittelsatz über delikater Pizzicato-Begleitung zu herrlichen musikalischen Dialogen.

Nicht ganz gelingen wollte Ludwig Güttler der Solopart in Christoph Försters Konzert Es-Dur für Corna da caccia und Basso continuo: Zu viele lediglich peripher getroffene Töne störten den Höreindruck, und von einer dynamischen Gestaltung war auch nicht viel zu merken. Dabei spielte Güttler auf einem modernen Ventilhorn, welches die Sache gegenüber dem original vorgegebenen Naturhorn wesentlich erleichterte. Der 73-jährige Altmeister entschuldigte sich beim Publikum und machte die trockene Raumluft für die Misere verantwortlich. Besser gelangen ihm im Zusammenspiel mit Johann Clemens, einem Mitglied des Leipziger Gewandhausorchesters, Telemanns Konzerte Es-Dur und D-Dur für zwei Corni da caccia, und in Heinrich Ignaz Biebers C-Dur-Konzert strahlte die Musik im festlichen Glanz zweier hoher Trompeten. Die eingeschobenen langsamen Streichersätze gaben den Solisten Zeit, Kraft zu schöpfen, und sich voller Emphase in das Laufwerk der virtuosen Ecksätze zu stürzen. Einen wohltuenden Kontrast setzten drei von der zuverlässigen Bassgruppe gestützte Soloviolinen mit Johann Pachelbels berühmtem Kanon und einer Gigue.