Berlin - Sein Rücken ist ruiniert, er macht sich öfter Sorgen und in den vergangenen Jahren fiel er mehr durch Aktivitäten bei Twitter als durch neue Musik auf. Jetzt kommt Robbie Williams’ elftes Studioalbum heraus, manche sprechen vom Versuch eines Comebacks. Ist Robbie Williams (42) noch hitverdächtig - oder sinkt sein Stern?

Was erwartet uns auf diesem Album - andere Musik als früher?

Williams: In den vergangenen Jahren habe ich versucht, betont experimentell und interessant zu sein. Und keine Hits zu schreiben. Das letzte habe ich geschafft. Wobei, ich hatte einen Hit auf dem letzten Album, aber aus Versehen. Jedenfalls hatte ich da wohl das Gefühl, ich hätte die Pflicht, besonders interessant zu sein. Aber dann wurde mir klar, dass ich einfach universelle Songs machen sollte. Mit großen, eingängigen Melodien und Texten, die die Leute in Pubs singen können. Ich hoffe, dass mir das mit diesem Album gelungen ist.

Manche sprechen bei Ihnen jetzt von einer Rückkehr, von einem Comeback, weil es das erste Studioalbum nach drei Jahren ist. Wie sehen Sie das?

Williams: Also ich habe ja nicht aufgehört zu arbeiten! 2015 bin ich das ganze Jahr auf Tour gewesen. Auch an Orten, wo ich noch nie war, oder lange nicht mehr. Im Jahr davor gab es das Swing-Album und die Swing-Tour. Für mein Gefühl hab ich seit 2009 ohne Pause gearbeitet. Es kommt mir überhaupt nicht wie eine Rückkehr vor. Ich bin nur jetzt eben wieder in den Medien präsent, statt zum Beispiel in Arenen in Riga oder in Abu Dhabi. Zehntausende Menschen haben mich da gesehen, aber eben nicht die Millionen daheim. Ich war gut beschäftigt.

Wenn die Aufmerksamkeitswelle in den Medien wieder absinkt -wie gut kommen Sie damit klar? Werden Sie schnell nervös und denken, ich muss was tun - zum Beispiel irgendwas im Netz posten?

Williams: Naja, Social Media kann einen schon süchtig machen. Meine Frau hat sich lange davon ferngehalten. Und sich über mich lustig gemacht. Abends im Bett, wenn ich online Fankommentare gelesen und beantwortet habe - dann sagte sie: „Guck dich doch mal an, du mit deinen Onlinefreunden!“ Aber dann hat sie einen Instagram-Account bekommen. Jetzt sitzt sie selber abends mit dem Tablet zu Hause und liest und beantwortet Kommentare. Ich find’s lustig zu sehen, dass sie jetzt auch süchtig danach ist. Ich versuche damit schon auch, Fans bei der Stange zu halten. Aber hauptsächlich poste ich, weil ich süchtig danach bin - und es einfach Spaß macht.

Wie produziert man so ein Album als Familienvater? Sagen Sie einfach: „Tschüss Familie, dieses Wochenende bin ich wieder weg, im Studio!?“

Williams: Ich habe ein Produktionsstudio direkt bei mir im Haus, wo ich schreiben kann. Ich bringe die Kinder zum Kindergarten, hole sie später wieder ab - und dazwischen kann ich zu Hause im Studio arbeiten, Melodien singen und die passenden Texte dazu finden. Andere können kein Studio zu Hause benutzen, die gehen wegen Frau und Kindern lieber in ein extra Studio anderswo. Aber ich bekomme das gut hin, Vater zu sein und zu arbeiten. Ich mag es sogar, wenn die Kinder reinkommen können und mal hören, was da so läuft.

Was ist für Sie der schönste Moment daran, ein neues Album rauszubringen?

Williams: Weiß ich gar nicht. Ich bin da neurotischer geworden. Schiebe mehr Panik. Wohl weil ich älter werde. Ein alternder Popstar! Das ist wie beim Fußball. Man ist richtig gut bis 35 oder 36. Oder vielleicht sogar bis 37, wenn man Torwart ist. Aber dann müssen Sie ins Management wechseln. Bei Popstars ist es genauso. Ich meine, ein 42-jähriger Popstar - da fragt man sich doch: Wie klingt der? Was macht der? Ich mache mir da ständig Sorgen, wie ich singe, worüber ich singe. Also wenn Sie mich fragen, was beim Albummachen den meisten Spaß bringt - vielleicht das Sich-Sorgen-Machen? Und diese Momente, wenn du denkst, du hast einen Hit! Ganz oft in den vergangenen anderthalb, zwei Jahren habe ich gesagt: „Super, hier haben wir jetzt einen Hit!“ Und am nächsten Tag dachte ich: Ach nein, wohl doch nicht. Und wie klingt ein Hit heute überhaupt?.

Haben Sie Tricks, um bei Live-Auftritten auf der Bühne ihre alten Knochen zu schonen?

Williams: Oh ja, durchaus! Wissen Sie, ich habe einen schlechten Rücken. Wirklich schlecht, der Rücken eines alten Mannes! Auf den muss ich wirklich aufpassen. Als ich jünger war, da hat mich meine Bühnenperformance dermaßen geschafft, dass ich nach einer Tour ziemlich am Ende war. Eigentlich schon in der Mitte einer Tour. Ach was, schon nach zwei Wochen! Das war, als würde ich jeden Abend ein Fußballmatch spielen.

Das Interview führte Ronny Thorau.

Zur Person

Der britische Sänger und Entertainer Robbie Williams wurde in den 1990er-Jahren als Mitglieder der Boygroup „Take That“ bekannt. 1997 brachte er mit „Life Thru a Lens“ sein erstes Soloalbum heraus. Auf seinem ersten Album erschien der Hit „Angels“.