Von Petra Bail

Suttgart - „Im Himmel ist kein Zimmer frei.“ Zumindest nicht für Paul in Jean Stuarts gleichnamiger Screwball-Komödie, die jetzt an der Komödie im Marquardt Premiere hatte. Das wird dem erfolgreichen Geschäftsmann nach seinem tödlichen Autounfall vom himmlischen Rezeptions-Chef Petrus unmissverständlich klar gemacht. Er hat zwar den direkten Weg genommen, ohne Umwege übers Krankenhaus. Aber sein Name steht nicht auf den Lieferpapieren: ein seltener Fehler im göttlichen Computersystem.

Nur bei Johannes Heesters passierte es sogar zwei Mal. Paul wird zur Retoure. Er muss postwendend zurück auf die Erde, das ist in dem Fall Paris. Und damit nehmen die amourösen Verwicklungen und amüsanten Missverständnisse, trotz aller Berechenbarkeit, ihren unterhaltsamen Lauf.

Denn auch in seinem eigenen Haus ist für Paul plötzlich kein Platz mehr. Dort hat sich sein windig-charmanter Geschäftskollege und Freund, André, eingenistet. Er will ein paar ungestörte Tage mit seiner heimlichen Geliebten Sophie (Natalie O’Hara) verbringen, nach dem Motto aller erlahmten Ehen: Ein Wechsel der Weide hält das Vieh bei Laune. So pragmatisch sieht André seine Affären und betrügt seine Frau Inès (Stefanie Stroebele) nach Strich und Faden.

Regisseur Jürgen Mai zieht alle Register der Komödien-Trickkiste: Die gehörnte Inès taucht natürlich unpassend auf, wild entschlossen, sich mit dem Erstbesten an ihrem Mann zu rächen und Ulrike Barthruff als patente Putzfrau wirbelt zusätzlich Staub auf, weil sie den trotteligen Paul plötzlich für einen tollen Hengst hält und ihm beide Frauen zuschreibt („Sodom und Gonorrhoe“).

Während Paul mit Inès im siebten Himmel schwebt, läuft bei André und Sophie gar nichts. Er ist stets auf der Flucht vor Entdeckung: „Ich muss immer gehn, das ist ein Gendefekt.“ Als er sich versehentlich auf den stacheligen „Schwiegermuttersitz“ setzt, hält sich das Mitleid der Zuschauer in Grenzen.

Schließlich kommt, wunderbar souverän, Axel Weidemann ganz in Weiß als Heiliger Petrus auf Stippvisite hereingeschneit und Paul muss ihm erklärten, dass er nicht nur „eine Dings, eine Bums, eine Frau“ in seinem Schlafzimmer hat, sondern diese auch noch die Gattin seines Kompagnons ist. Dabei verhaspelt er sich so stadtneurotisch gekonnt, wie einst Woody Alleen in seinen besten Zeiten.

Weshalb aber Regisseur Jürgen Mai die beiden männlichen Helden, Armin Jung als Paul und Falk-Willy Wild als André die ganze Zeit X-beinig verklemmt, wie zwei kleine Jungs, die dringend Pippi müssen, herumzappeln lässt, bleibt schleierhaft. Die fast pantomimische Performance der beiden betont das Slapstickhafte dieses munteren Bäumchen-wechsel-dich-Spiels schon ausreichend.

Man kann den Groschen fallen sehen, als es wie in Zeitlupe bei Paul durchsickert, dass sein Partner ein Hallodri ist, der nicht nur die Frauen betrügt, sondern auch ihn. Diese Erkenntnisse in Slow Motion wirken etwas angestaubt. Zeitloser Wortwitz und flotte Dialoge machen dennoch Spaß, wenn man sich einfach bei dieser lockeren französischen Komödie amüsieren will. „Wir sind Männer und keine Heiligen“, rechtfertigt André sein promiskuitives Verhalten und Petrus schmunzelt gönnerhaft im Hintergrund, während Sophie vom Temperament Andrés alias Paul schwärmt: „Gegen ihn ist ein Vulkan ein Teelicht“.

Ein Lustspiel wie ein französisches Soufflé, das Jean Stuart 1989 geschrieben hat. Er starb kurz darauf urplötzlich nach einem abenteuerlichen Leben. Er bereiste ganz Europa und Amerika im Auftrag eines Chemieunternehmens, wurde Rennfahrer, ging nach einem schweren Unfall für mehrere Jahre als Mitarbeiter einer Bergbaufirma nach Afrika und lebte sogar einige Zeit bei Albert Schweitzer in Gabun. Zurück in Frankreich lernte er Georges Simenon kennen und wurde 1967 erfolgreicher Schriftsteller. Erst nach seinem Tod hat seine Witwe das Stück aus seinem Nachlass freigegeben, erfährt man aus dem Programmheft. Verachtet sei, wer Arges dabei denkt.

Weitere Aufführungen bis 12. März, Kartentelefon 0711/2277022.