Pepe Lienhard Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart - An der Seite von Udo Jürgens hat Bandleader Pepe Lienhard mehr als 35 Jahre Konzerte gegeben. Zurzeit ist der Schweizer mit einem Swing-Programm auf Tour. Am kommenden Donnerstag gastiert er in der Liederhalle.

Herr Lienhard, Ihre Tour „Swing Live“ ist eine Hommage an Udo Jürgens. Wie erleben Sie es, auf der Bühne ohne den großen Entertainer dessen Hits zu spielen?

Lienhard: Das ist natürlich sehr emotional für mich. Als Udo noch lebte, habe ich auf meinen eigenen Konzerten nie Udo Jürgens-Songs gespielt, da das Original ja noch da war und wir gemeinsam bei seinen Konzerten aufgetreten sind. Wir waren 37 Jahre die Begleitband von Udo Jürgens.

Sie sind jetzt auch eine Art musikalischer Nachlassverwalter auf den Konzertbühnen. Empfinden Sie das als eine dankbare Verpflichtung und Ehre, oder ist es manchmal auch eine Last, einen Unersetzlichen zu vertreten?

Lienhard:Vor allem bin ich sehr dankbar für unsere gemeinsame Zeit und es ist eine Ehre für uns, seine Lieder weiterhin zu spielen. Bei den Konzerten sind ja auch viele Udo-Jürgens-Fans, und ich habe schon erlebt, dass die Leute weinen, wenn wir die Hommage an Udo spielen. Er fehlt natürlich auch seinen Fans. Wir kämen jedoch nie auf die Idee, die Songs mit einem Udo Jürgens-Imitator zu interpretieren, sondern machen das auf unsere ganz eigene Art.

Gab es nach dem Tod von Udo Jürgens vor bald zwei Jahren eine Zeit, in der Sie Abstand brauchten, also gar keine Udo-Lieder hören konnten?

Lienhard: Ja, am Anfang konnte ich seine Lieder nicht hören. Auch bei der Berichterstattung über seinen Tod musste ich wegschalten. Das konnte ich mir nicht ansehen. Einige Wochen nach seinem Tod mussten wir den Live-Mitschnitt vom letzten Konzert von Udo machen, und Freddy Burger (unser gemeinsamer Manager) und ich haben es nicht geschafft, dies an einem Stück durchzuschauen. Das hat uns emotional zu sehr mitgenommen. Wir waren nicht vorbereitet, und das hat es so unglaublich schwer gemacht. Auf eine Art dauert das bis heute noch an, aber es stellt sich natürlich auch wieder eine Normalität ein.

Spielen Sie nur Udos Riesenhits oder auch weniger bekannte, aber für ihn selbst nicht minder wertvolle Titel. Nach welchen Kriterien wählten Sie die Titel aus?

Lienhard: Neben den großen Hits, die wir selbstverständlich im Programm haben, spielen wir zum Beispiel auch meinen persönlichen Favoriten „If i never sing another song“. Wir haben auch einige klassische Songs von Udo ausgesucht, die keine großen Hits waren, den Fans aber unvergesslich sind.

Wie wäre Ihr Leben wohl verlaufen, wo würden Sie heute als Musiker wohl stehen, hätten Sie Udo Jürgens nicht getroffen?

Lienhard: Ich habe ja auch vorher schon Musik gemacht und hatte ein bekanntes Sextett, das Pepe Lienhard Sextett. Dank Udo konnte ich mir meinen Traum einer eigenen professionellen Big Band erfüllen. Ohne Udo würde es die heute nicht mehr geben.

Was hat Sie am Musiker und was am Menschen Udo Jürgens am meisten fasziniert?

Lienhard: Udo war ein Mensch, der total in seiner Musik aufging. Das war sein Leben. Er war ein großzügiger Mensch, kreativ und loyal. Und er war unglaublich diszipliniert. Die Disziplin, die habe ich von ihm gelernt. Früher bin ich gerne mal ein wenig zu spät oder auf den letzten Drücker gekommen. Das hat Udo nicht gelten lassen, er fand es respektlos.

Was bedeutet es für Sie, mit dem „Swing“-Projekt gewissermaßen wieder zu eigenen künstlerischen Wurzeln zurückzukehren?

Lienhard: Meine Liebe zum Big Band Sound und zum Swing hat mich in all den Jahren nie verlassen, und heute können wir das wieder vermehrt ausleben.

Wie wichtig ist es Ihnen, auch als eigenständiger Big-Band-Leader und Swing-Interpret wahrgenommen zu werden und nicht „nur“ als der Langzeit-Dirigent des großen Udo Jürgens’?

Lienhard: Ich habe ja immer zwischen den Udo Tourneen meine eigenen Sachen gemacht, aber es war für mich nie ein Problem, Udos Dirigent zu sein, ganz im Gegenteil.

Sie sind jetzt 70. Planen Sie, am Tag X in „Rente“ zu gehen?

Lienhard: Solange die Gesundheit mitspielt und ein Publikum da ist für meine Musik, werde ich ganz sicher auf der Bühne stehen.

Das Interview mit Pepe Lienhard führte Thomas Krazeisen.

Das Konzert findet am kommenden Donnerstag, 3. November, in der Liederhalle statt. Karten an den üblichen Vorverkaufsstellen.