Von Anna Ringle

Esslingen - Nach dem opulenten Bergsteiger-Drama „Everest“ nimmt Baltasar Kormákur die Kinozuschauer erneut in die Natur mit - diesmal ins schneebedeckte Island. Der isländische Regisseur stand für seinen neuen Film „Der Eid“ nicht nur hinter der Kamera - Kormákur besetzt auch die Rolle des Protagonisten Finnur. Der Arzt lebt in gut situierten Verhältnissen, er hat zwei Töchter und gilt in der Klinik als anerkannter Spezialist. Und auch wenn er in der Freizeit aufs Rennrad steigt, gilt für ihn stets nur absolute Perfektion. Finnur wirkt ruhig, besonnen und ausgeglichen. Doch seine immer loser werdende Beziehung zu seiner älteren Tochter Anna (Hera Hilmar), die schon volljährig und ausgezogen ist, belastet ihn zunehmend. Irgendwie kommt er an sie nicht mehr heran, findet keinen Draht. Warum? Óttar (Gísli Örn Gardarsson) ist Drogendealer und übt eine enorme Anziehungskraft auf Anna aus. Als Anna ihrem Vater Òttar als ihren neuen Lebenspartner vorstellt, ist der gar nicht begeistert. Doch für Anna gibt es nur noch Óttar. Und als klar wird, dass der Dealer nicht so einfach aus Annas Leben verschwinden wird, will Finnur nachhelfen.

Baltasar Kormákurs Film „Der Eid“ besticht durch seine ruhigen Sequenzen, die schönen, kühlen Farben und eine sanfte Emotionalität, die sich im Zuhause von Finnur zeigt. Dem gegenüber steht die eiskalte Wut, die der Arzt auf den neuen Freund von Anna hat. Die beiden Männer begeben sich in eine Abwärtsspirale - und irgendwann traut man beiden fast alles zu.