Von Sabine Glaubitz

Esslingen - Auszubrechen aus der Routine: Wer hat sich das nicht irgendwann einmal gewünscht? Auch Michels Leben verläuft in geregelten Bahnen. Von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr am Nachmittag verbringt er seine Zeit als Grafikdesigner vor dem Computer. Zuhause wartet auf den 50-Jährigen nur noch seine Frau, denn die Kinder sind alle aus dem Haus. Eine Routine, die Michel allmählich auf die Nerven geht. Er träumt von einem anderen Leben, dem er näher kommt, als er eines Tages Werbefotos von einem Kajak sieht. Michel ist begeistert. Er bestellt sich das Boot und begibt sich mit ihm auf eine Reise, die sein Leben völlig verändert.

Mit seinem neuen Film „Nur Fliegen ist schöner“ hat der französische Regisseur Bruno Podalydès eine Komödie gedreht, in der er selbst die Hauptrolle spielt - und als sympathischer und ungeschickter Ausbrecher die Lachmuskeln beansprucht: Wenn Michel zuhause heimlich das Kajak zusammenbaut, sich eine Expeditionsausrüstung kauft und bei Trockenübungen auf der Dachterrasse von seinem neuen Leben träumt. Als seine Frau Rachelle seine Geheimnistuerei entdeckt, setzt sie ihren Mann an einem Fluss aus. Nach anfänglichem Abschiedsschmerz lässt sich Michel jedoch von der Strömung und seiner neuen Freiheit treiben. Er kommt an einem flussabwärts gelegenen Ausflugslokal an, wo er die Wirtin Laëtitia und die junge Kellnerin Mila kennenlernt. Bald schon sympathisiert er auch mit den Gästen. Er beschließt, im Garten der Wirtin sein Zelt aufzuschlagen. Die Ausgelassenheit, Unbeschwertheit und der Alkohol machen es ihm jedoch schwer, diese kleine Welt wieder zu verlassen.

Bruno Podalydès erzählt nicht von spektakulären Abenteuern. Sein Protagonist unternimmt keine Reise, die ihn in die große weite Welt führt, sondern nur wenige Kilometer weit von seiner Haustür entfernt. Eine kurze und unaufgeregte Reise, die Michel jedoch innerlich weit bringt. Für seine Komödie konnte der Filmemacher die Schauspielerinnen Sandrine Kiberlaine und Agnès Jaoui gewinnen, die in ihren Rollen ebenso unterhaltsam sind wie der Film.

Mit seinen 50 Jahren wünscht sich Michel nichts sehnlicher, als wieder mal der Routine zu entkommen. In dieser französischen Anti-Stress-Komödie bietet ihm das Leben unverhofft einen Notausgang in Richtung Freiheit.