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Von Patrick T. Neumann

Esslingen - Castingshows gehören zu diesem Jahrtausend wie Handys und Internet. Überall begegnet man ihnen, was viele bereits nervt. Da kann ein Animationsfilm über eine Castingshow ja wohl kaum noch große Begeisterung hervorrufen - oder etwa doch? „Sing“ kann das. Die liebevoll animierte US-Produktion ruft Emotionen hervor: Freude, Mitgefühl, Spannung und Partyfieber. Kein Wunder, dass der tierische Talentshow-Trip gelungen ist, steckt doch die Produktionsgesellschaft Illumination Entertainment dahinter, die bereits mit den Trickabenteuern „Ich - Einfach unverbesserlich“ und „Minions“ die Zuschauer begeisterte.

Bei „Sing“ überzeugen die Macher um Regisseur Garth Jennings nun mit präzise gezeichneten Tier-Charakteren, die jede Menge menschliche Facetten zeigen. Hinzu kommen gelungene 3D-Effekte, die die Figuren plastisch wirken lassen, und nicht zuletzt ein musikalisches Feuerwerk. Mehr als 65 Hits werden den Zuschauern um die Ohren gehauen, darunter Klassiker wie Sinatras „My Way“ oder neuere Pop-Nummern wie Carly Rae Jepsens „Call Me Maybe“. Da zahlt es sich aus, dass Jennings früher Musikvideos produzierte. Gerade die schnell aufeinanderfolgenden Casting-Sequenzen strotzen nur so vor Vitalität und Witz. „Sing“ spielt in einer von Tieren bevölkerten Welt, mit all

ihren kleinen und großen zwischentierischen Beziehungen und Problemen. Der Koala Buster Moon betreibt ein ehrwürdiges Theater - mit viel Herzblut, aber ohne Geschäftssinn. So steht er kurz vor der Pleite. Da hat das Schlitzohr die zündende Idee: Eine Castingshow soll ihm wieder Zuschauer bringen. Auch wenn ihm sein Kumpel Eddie das

ausreden will - die Maschinerie läuft. Eine Armada von Talenten bewirbt sich, doch ins Finale schaffen es nur wenige: Hausfrauen-Schwein Rosita (Foto Illumination Entertainment), Mäuserich Mike, Punk-Stachelschwein Ash, Gang-Gorilla Johnny, Tanz-Eber Gunter und Teenie-Elefant Meena. Alle eint die Liebe zur Musik und ein Alltag, der ihrer Leidenschaft im Weg steht.

So schuftet Rosita für ihre 25 Ferkelkinder und Ehemann Norman bis zur Erschöpfung. Johnny will seinem Vater imponieren, der endlich einen

anständigen Gorilla-Gangster aus ihm machen will. Das Elefantenmädchen Meena ist so schüchtern wie eine Maus. Mike hingegen hat ein Ego so groß wie ein Elefant. Sie alle sind auch nur normale Menschen, äh Tiere, mit all ihren alltäglichen Problemen, Träumen und Sorgen.

Natürlich geht noch einiges schief, doch wenn diese Gruppe von super-talentierten, aber leider auch ziemlich gehemmten und problembeladenen Tierfreunden nicht zusammenhält, wer dann?

Ob im Original oder in der Synchronfassung: „Sing“ ist ein energiegeladenes, witziges, pop-musikalisches Animations-Highlight - vielleicht der mitreißendste Trickfilm des Jahres 2016.