Von Barbara Munker

Esslingen - Wenn sich zwei Meister der Erzählkunst zusammentun, kann nicht viel schief gehen. Steven Spielberg und der legendäre britische Kinderbuchautor Roald Dahl entführen das Kinopublikum gemeinsam in die Welt von Riesen. In „BFG - Big Friendly Giant“ vermischen sich Dahls skurril-makaberer Humor mit Spielbergs anrührender Handschrift und technischer Perfektion.

1982 schrieb Dahl in seinem Kinderbuchbestseller „Sophiechen und der Riese“ über die ungewöhnliche Freundschaft eines einsamen und furchtlosen Waisenmädchens in London, das von einem gutmütigen Giganten in das entlegene Land der Riesen mitgenommen wird. Im selben Jahr wurde Spielbergs „E.T.“ zum Kinohit. Hier ging es um die innige Freundschaft eines Außerirdischen mit Kindern, die das sonderbare und scheue Alien beschützen. Durch „E. T.“ wurde die damals siebenjährige Drew Barrymore zum Kinderstar. „BFG“ könnte nun das Sprungbrett für die elf Jahre alte Ruby Barnhill sein. Ihre erste Spielfilmrolle meistert die Britin mit kessem Selbstbewusstsein, die perfekte Besetzung für die furchtlose Heldin Sophie.

Übertrumpft wird Ruby Barnhill nur von Mark Rylance. Der britische Oscar-Preisträger gewinnt als liebenswerter, aber auch trauriger und einsamer Riese schnell das Herz von Sophie - und das der Zuschauer. Der „Big Friendly Giant“ ist komplett computeranimiert, doch hinter dem grauen Stoppelbart, der wilden Haarmähne und den riesigen Ohren ist die verschmitzte Mimik des Schauspielers sofort zu erkennen. Mit Hilfe von Spezialeffekten verwandelt sich Rylance in einen sieben Meter großen Riesen, der bei einem seiner nächtlichen Streifzüge durch London von dem schlaflosen Waisenkind gesehen wird. Behutsam und zugleich furchterregend greift eine riesige Hand durch das Fenster des Schlafsaals und schnappt sich das neugierige Mädchen.

Nach anfänglicher Panik fasst Sophie schnell Vertrauen in den gigantischen Kerl. Damit beginnt eine wundersame und gefährliche Reise ins ferne Land der Riesen, wo BFG von neun grobschlächtigen Giganten mit Namen wie Fleshlumpeater und Bonecruncher drangsaliert wird. Die fiesen Riesen können zudem Menschen riechen und würden Sophie am liebsten verspeisen. BFG ist dagegen Vegetarier und ernährt sich bloß von schleimigem Gemüse. Der seltsam brabbelnde Einzelgänger findet in Sophie schnell eine Gehilfin. In einem magischen Traumland fängt er bunt leuchtende Träume ein, die in Einmachgläsern neu gemischt und dann schlafenden Menschen eingehaucht werden.

In Dahls schräger Welt kommen auch die Königin von England (Penelope Wilton), ihre Hausdienerin Mary (Rebecca Hall) und ein Gebräu vor, das explosive Fürze freisetzt. Spielberg bereitet die wilde Fantasie des Briten familienfreundlich auf. Es bleiben aber genug gruselige Monsterszenen und Verfolgungsjagden mit den fiesen Riesen übrig. Doch ein Blick in die sanften Augen des BFG genügt: Es geht um eine wunderbare Freundschaft und die Kraft eines kleines Mädchen, Riesenprobleme zu lösen.

Mit skurrilen Kinderbüchern wie „James und der Riesenpfirsich“ und „Sophiechen und der Riese“ wurde Roald Dahl zum Bestsellerautor. Steven Spielberg bringt mit „BFG - Big Friendly Giant“ nun die Story der kleinen Sophie, die sich im Land der Riesen behaupten darf, auf die Leinwand.