Frühstück bei Monsieur Henri

Manchmal bedarf es einer ganz besonderen Begegnung, um ein Leben in eine neue Spur zu bringen. Davon erzählt Ivan Calbérac in diesem Film, der einmal mehr beweist, welch wundervoll tiefgründige Komödien französische Regisseure zu drehen vermögen. Der alte, mürrische Monsieur Henri (Claude Brasseur) lebt mit einer Schildkröte in einer viel zu großen Altbauwohnung in Paris. Weil Henri sein Alter zusehends spürt, beschließt sein Sohn Paul (Guillaume de Tonquédec), dass er eine Mitbewohnerin braucht.Weil die Studentin Constance (Noémie Schmidt) ohnehin stets knapp bei Kasse ist, darf sie nicht wählerisch sein und zieht bei Henri ein. Die junge Dame hat alles, was Henri nicht mag. Trotzdem bietet ihr der alte Griesgram ein Geschäft an: Wenn sie es schafft, seinen Sohn Paul von der verhassten Schwiegertochter abzubringen, muss sie keine Miete zahlen. Constance stimmt widerwillig zu und weckt in Paul den zweiten Frühling. Doch Henri sorgt dafür, dass damit noch längst nicht alles im Lot ist. „Es waren zwei Dinge, die ich machen wollte“, sagt der Regisseur Ivan Calbérac. „Ich wollte zwei Menschen an sehr unterschiedlichen Momenten in ihrem Leben zusammenbringen, eine Person, die noch am Anfang ihres Weges steht, und eine, die auf das Ende zusteuert. Und ich wollte eine Geschichte schreiben, in der die Hauptfigur am Ende genau das Gegenteil von dem bekommt, was sie sich anfangs gewünscht hat. Ich liebe diese Ironie, die ich in meinem Alltag oft erlebe: wenn man ein Ziel verfolgt, bewirkt man manchmal unbewusst das Gegenteil.“

Ma Folie

Hanna (Alice Dwyer) liebt Yann (Sabin Tambrea) - und seine kleinen Kurzfilmchen, die er mit dem Smartphone produziert und ihr zuschickt. Yann liebt Hanna, doch er vertraut ihr nicht. Deshalb verlässt er sie, doch er lässt sie fortan nicht mehr in Ruhe: Yanns „gefilmte Briefchen“ werden für Hanna zur Bedrohung, und sie weiß immer weniger, wem sie noch trauen kann - vielleicht nicht einmal mehr sich selbst. Andrina Mracnikars Spielfilmdebüt erzählt von zwei Liebenden, die sich gegenseitig immer weiter in den Wahnsinn treiben.

The Girls King

Mika Kaurismäkis neuer Film spielt im Herbst 1632: Inmitten des Dreißigjährigen Krieges kämpfen Protestanten gegen Katholiken. Schwedens König Gustav II. Adolf fällt auf der Seite der Protestanten. Nach seinem Tod wird seine sechsjährige Tochter Kristina Wasa (Malin Buska ) zur offiziellen Regentin gekrönt. Sie wird wie ein Junge erzogen und bekommt mehr Bildung als andere Frauen ihrer Zeit. Als sie 18 wird, weigert sich Kristina zu heiraten, weil sie ihrer schönen Kammerzofe Ebba Sparre (Sarah Gadon) verfällt. Und das ist nicht das einzige, womit sie am konservativen Königshof gegen den Strom schwimmt. Nach ihrer Krönung versucht Kristina, den Krieg zu beenden und Schweden zu einem kultivierten Land zu machen. Sie ignoriert alle Regeln des Protestantismus und lässt katholische Philosophen an ihren Hof holen, um von ihnen zu lernen. Sie adoptiert ihren Cousin Karl Gustav, setzt ihn zum König ein, konvertiert zum Katholizismus und zieht nach Rom, wo sie mit der Gründung der „Royal Academy of Rome“ die Künste, Natur- und Geisteswissenschaften fördert. Sie ist eine von drei Frauen, die in den Vatikanischen Grotten im Petersdom bestattet wurden. „Dieser Film ist ein psychologisches Drama - unabhängig davon, ob die Protagonisten altertümliche Kostüme tragen“, sagt der Regisseur Mika Kaurismäki. „Er erzählt etwas über eine der mysteriösesten Frauen unserer Geschichte... Sie regiert ihr Reich mit einem Blick, der über die Grenzen hinaus geht, ihre politische Vision schließt ganz Europa mit ein. Aber bei aller Selbstständigkeit ist meine Kristina eine exzentrische, ruhelose und weitgehend isolierte junge Frau.“ gw