Callum Lynch (Michael Fassbender) wird aus unserer Zeit ins Mittelalter geschickt, um wilde Abenteuer zu bestehen. Foto: Twentieth Century Fox Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen - Der internationale Drogenhandel ist ein milliardenschweres Geschäft - wer sein Geld mit Rauschgift verdient, kämpft mit harten Bandagen. Den internationalen Drogenbaronen mit legalen Mitteln zu begegnen, ist kein leichtes Unterfangen. Denn wo es um viel Geld geht, weiß keiner so genau, wer welches Spiel spielt. Deshalb schlägt im Kampf gegen das organisierte Verbrechen die Stunde der verdeckten Ermittler. Sie nehmen eine neue Identität an, mischen zum Schein im kriminellen Geschäft mit und können manchmal gar nicht anders, als sich die Finger schmutzig zu machen. Einer dieser Undercover-Agenten ist Robert Mazur, der in den 80er-Jahren im Auftrag der US-Drogenbehörde DEA versuchte, den skrupellosen kolumbianischen Drogenhändler Pablo Escobar unschädlich zu machen. Mazurs Geschichte erzählt Brad Furman in seinem Thriller „The Infiltrator“. Er bietet nicht nur eine spannende Gangstergeschichte, sondern lässt auch ahnen, was es für einen Gesetzeshüter heißt, in den Untergrund zu gehen und sämtliche Brücken hinter sich abzubrechen, weil alles andere lebensgefährlich werden könnte.

Helfershelfer in Nadelstreifen

Egal, was die Drogenfahnder auch versuchen - Pablo Escobar ist ihnen immer einen entscheidenden Schritt voraus. Und wenn es für ihn brenzlig werden sollte, hat er mächtige Freunde in einflussreichsten Kreisen, die seinen Kopf am Ende immer aus der Schlinge ziehen. Um Escobars Medellin-Kartell das verbrecherische Handwerk zu legen, entschließt sich Special Agent Robert Mazur (Bryan Cranston) Mitte der 80er-Jahre, eine neue Identität anzunehmen. Als Geschäftsmann Bob Musella will er Escobars Organisation unterwandern, die die USA mit Drogen überschwemmt. Und er gibt sich nicht nur mit den Drogenhändlern selbst zufrieden, sondern will auch den Helfershelfern in den großen Banken das Handwerk legen, die Escobars illegal erworbene Milliarden mit allen Tricks waschen. Auf seiner lebensgefährlichen Mission ist Mazur nicht allein: Sein exaltierter Kollege Emir Abreu (John Leguizamo) gibt sich als sein Komplize aus, die unerfahrene Agentin Kathy Ertz (Diane Kruger) mimt Mazurs Verlobte. Gemeinsam gelingt es ihnen, das Vertrauen von Pablo Escobars rechter Hand Roberto Alcaino (Benjamin Bratt) zu gewinnen und Zugang zum inneren Zirkel des Kartells zu erhalten. Doch sie dürfen keine Sekunde nachlässig werden - selbst der kleinste Fehler kann jederzeit tödlich enden.

Aus der Hölle gibt es kein Zurück

Auch wenn er in Brad Furmans Thriller im Hintergrund bleibt, ist Pablo Escobar allgegenwärtig. Immer wieder weckt der kolumbianische Drogenbaron das Interesse von Filmemachern - man denke nur an die vorzügliche Fernsehserie „Narcos“. Brad Furmans „Infiltrator“ nimmt die Perspektive der Drogenfahnder ein. Bryan Cranston erweist sich als Idealbesetzung für die Rolle des Undercover-Agenten, auch wenn man ihn seit der Serie „Breaking Bad“ eher von einer diabolischen Seite sieht. Hier gibt er nicht minder überzeugend den aufrechten Drogenfahnder, der anfangs gar nicht ermessen kann, worauf er sich mit seinem Undercover-Einsatz einlässt. Doch je tiefer er in die Verbrecherorganisation eindringt, desto riskanter wird das Spiel - und desto häufiger muss er sich selbst verleugnen. Er verliert den Bezug zu seinem bürgerlichen Leben, muss seine echte Ehe und die vorgegaukelte Beziehung zu einer Kollegin gefühlsmäßig unter einen Hut bringen, und er muss Freundschaft mit Verbrechern schließen, die ihm plötzlich von einer sehr privaten Seite begegnen und deren Vertrauen er im Namen des Gesetzes ausnutzen muss. Es gehört zu den Vorzügen dieses Films, dass er auch die menschliche Seite betont und zeigt, welch hohen Preis ein verdeckter Ermittler bezahlen muss. Und nicht nur er, sondern auch seine Familie. Denn wenn einer wie Bob Mazur erst einmal in der Hölle angekommen ist, gibt es für ihn kein Zurück mehr.

Nach den Erinnerungen des Undercover-Agenten Bob Mazur erzählt Regisseur Brad Furman die Geschichte eines Drogenfahnders, der Pablo Escobars Medellin-Kartell auffliegen lassen will. Furman zeigt vor dem Hintergrund einer spannenden Gangstergeschichte, was es heißt, im Namen des Gesetzes ein falsches Spiel zu treiben.