Von Gaby Weiß

Esslingen - Alle Freundinnen und Freunde von Bridget Jones kriegen Kinder, heiraten und machen einen auf Familie. Und sie selbst? Kein Mann in Sicht, und die Gefahr wächst ins Unermessliche, als „verbal-inkontinente alte Jungfer“ zu enden. Und dabei ist Bridget Jones, die sich bereits in zwei Kinofilmen als der Welt liebste Katastrophen-Junggesellin in Szene gesetzt hat, schlank wie nie zuvor, hat endlich das Rauchen aufgegeben und einen coolen Job als Produzentin einer Nachrichtensendung. Das freilich tröstet sie kein bisschen: An ihrem 43. Geburtstag spendet ihr nicht mal der Chardonnay Trost - Bridget hockt voller Selbstmitleid allein auf dem Sofa und pustet eine mickrige Kerze aus. So beginnt „Bridget Jones’ Baby“, der dritte Streifen um die chaotische Londonerin, der heute in die deutschen Kinos kommt.

Krönchen auf und weiter

1995 erschienen die ersten Abenteuer der schusseligen, stets mit ihrem Gewicht, ihren Schokoladengelüsten und ihrem Männergeschmack kämpfenden Single-Frau als Kolumnen von Helen Fielding in der britischen Zeitung „The Independent“. Drei Romane folgten, 2001 reüssierte Bridget Jones mit „Schokolade zum Frühstück“ und 2004 dann mit „Am Rande des Wahnsinns“ auch an den Kinokassen. Und wer Bridget Jones (Renée Zellweger) kennt, der weiß, dass sich die ebenso liebenswert-verpeilte wie unverwüstliche Britin auch im neuen Film der Reihe, den Sharon Maguire inszeniert hat, auch von einem traurig-einsamen Geburtstag nicht unterkriegen lässt: Getreu ihrer Lebensphilosophie - „Vorwärts schauen, um neue Fehler zu machen“ - fällt sie bei einem Musikfestival erst mal vornüber in den Schlamm. Aber Bridget wäre nicht Bridget, wenn sie danach nicht aufstehen, ihr Krönchen richten und weiter den Märchenprinzen suchen ginge.

Als Retter naht der charmante Internet-Millionär Jack Qwant (Patrick Dempsey), der für sein Dating-Portal den Algorithmus gefunden hat, nach dem sich die Liebe berechnen lässt. Und weil’s bei dem Festival heiß hergeht - „das ist wie Sodom und Gomorrah, nur mit Tofu, vegane Kondome inklusive“ - enden Bridget und der selbstredend gut aussehende Jack sturzbetrunken gemeinsam im Zelt. Blöd nur, dass Bridget kurz darauf ihren Langzeit-Schwarm Mark Darcy (Colin Firth) wieder trifft und dem gescheiten, erzkonservativen und reichlich nüchternen Menschenrechtsanwalt bei einem Schäferstündchen ebenfalls sehr nahe kommt. Und prompt ist Bridget schwanger. Aber von wem? Plötzlich hat sie nicht nur ein Baby, sondern auch noch zwei Väter, beide unwiderstehlich und heiratswillig: „Beziehungsstatus: Mehr als kompliziert.“ Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Schließlich will man bei einer Liebeskomödie die romantische Beziehung, die dramatischen Verwicklungen und die sympathischen Hauptpersonen, in leichtfüßiger Erzählweise und vorwiegend heiterer Grundstimmung und mit einer aussichtsreichen Chance auf ein Happy End in vollen Zügen auskosten.

Unterhaltsam ist „Bridget Jones‘ Baby“ allemal. Da gibt es köstliche Szenen en Masse, wenn zwei angehende Papas beim Geburtsvorbereitungskurs auftauchen oder wenn drei Leute gleichzeitig durch eine Drehtür wollen. Da finden sich jede Menge vergnüglicher Peinlichkeiten, wenn etwa im Fernseh-Studio ungeniert über Privates geplaudert wird, weil keiner weiß, dass das Mikrofon noch offen ist und die ganze Welt mithören kann. Aber immer wieder geht auch Anrührendes zu Herzen: Wann bietet das Leben schon die Chance, ein verunglücktes erstes Date auf Anfang zurückzudrehen? Die Komödie ist auf den Punkt erzählt, pointenreich, schlagfertig, witzig und längst nicht so absurd und klamaukig wie der zweite „Bridget-Jones“-Streifen. Noch immer tappt Bridget Jones tollpatschig von einem Fettnapf in den nächsten, fasst laufend neue Vorsätze, die todsicher wieder über den Haufen geworfen werden, und noch immer ist das Chaos ihr ständiger Begleiter. Und wenngleich sie so gar nichts von einer Heldin hat, so lieben ihre Fans sie genau dafür: Dass sie so herrlich unperfekt ist, über sich selbst lachen kann und sich nicht unterkriegen lässt.

Optimistisch durch das Chaos

In ihrer Paraderolle als Bridget Jones stolpert sich Renée Zellweger erneut mit unerschütterlichem Optimismus durchs Leben. Sie ist nicht mehr so mädchenhaft wie vor 15 Jahren beim Kino-Erstling, aber sie schaut auch nicht ganz so starr in die Weltgeschichte, wie nach den Botox-Gerüchten um die Schauspielerin zu befürchten war. An ihrer Seite glänzen Patrick Dempsey als smarter amerikanischer Mister Perfect und Colin Firth als großartiger britischer Mister Right. Emma Thompson brilliert in einer Nebenrolle als abgeklärte Frauenärztin, Jim Broadbent und Gemma Jones berühren als Bridgets Eltern, und der britische Singer-Songwriter Ed Sheeran nimmt sich mit dem größten Vergnügen bei einem Cameo-Auftritt selbst auf die Schippe.

Die Fans von Bridget Jones dürfen sich freuen: Zwölf Jahre nach dem letzten Kinofilm stolpert die schusselige Single-Frau weiterhin optimistisch durchs Leben, und man kann sich sicher sein: Obwohl schwanger mit zwei möglichen Vätern fürs Baby - Bridget wird das Kind schon schaukeln.