Das Wahrzeichen von Kulmbach: Die Plassenburg. Foto: Frankenwald Tourismus Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

Kronach (17 000 Einwohner) und Kulmbach (26 000) zählen zu den größten Städten im ansonsten eher schwach besiedelten Oberfranken. Und sie sind sich auch ziemlich ähnlich: Beide haben ein mittelalterliches Flair und über beiden thront eine mächtige Festung beziehungsweise Burg. Ziemlich unterschiedlich sind sie aber in der religiösen Ausprägung - und dies wird jedes Jahr am 15. August deutlich: An Maria Himmelfahrt ist das überwiegend katholische Kronach wie leer gefegt, während im 20 Kilometer entfernten, überwiegend evangelischen Kulmbach der Bär steppt.

Die Läden leer gekauft

Dort wird dann gearbeitet und viel verkauft - nicht zuletzt an die zuhauf angereisten Kronacher, die eigentlich an ihrem Feiertag die Füße hochlegen könnten, aber zum Shoppen in die Nachbarstadt kommen. Um die Jahreswende 1989/ 1990 aber war in beiden Städten wochenlang der Teufel los: Ein Trabi nach dem anderen knatterte durch die mittelalterlichen Tore, denn auch in Thüringen war die Grenze geöffnet worden und tausende DDR-Bürger kauften mit „Begrüßungsgeld“ die Läden leer.

Frankenwald als „grüne Krone“

Bis dahin war Oberfranken Zonenrandgebiet, und es verirrten sich kaum Urlauber in diese Region. Das hat sich in den vergangenen 20 Jahren sehr geändert. Die Oberfranken punkten tourismusmäßig vor allem mit ihren historisch geprägten Städten, den zahlreichen Burgen und Schlössern - und nicht zuletzt mit ihrem Frankenwald. Er gilt als die „grüne Krone“ Bayerns und besticht durch seine Ursprünglichkeit abseits des Massentourismus.

Sowohl Kronach als auch Kulmbach hatten im Zweiten Weltkrieg Glück, dass sie nicht bombardiert wurden. Am sehenswertesten ist Kronachs Altstadt, mit gut erhaltenen Fachwerkhäusern, die teilweise aus dem 14. Jahrhundert stammen. Hier hat auch Napoleon während seines Feldzugs gegen die Preußen 1806 im Pfarrhaus übernachtet. „Die Kronacher haben ihm erst zugejubelt“, erzählt die Stadtführerin Rosi Ross. „Aber er brauchte viel Proviant. Und dann waren sie richtig froh, als er wieder weg war“. Der berühmteste Kronacher heißt fast so wie die Stadt selbst: Es ist Lucas Cranach der Ältere, der 1472 hier geboren wurde und einer der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker der Renaissance war. Zahlreiche seiner Werke sind in der Fränkischen Galerie in Kronach ausgestellt.

Mächtige Plassenburg

Der wohl bekannteste Kulmbacher hingegen lebt noch - und das sehr gut: Thomas Gottschalk, der TV-Moderator („Wetten, dass . . “) ist in Kulmbach aufgewachsen, war dort Ministrant in der katholischen Kirche und begann seine Karriere in einer Disco unterhalb der Plassenburg. Heute ist er Ehrenbürger der Stadt und besucht immer mal wieder seine alte Heimat. Dort ist eben jene mächtige Plassenburg das touristische Highlight. Sie ist eines der imposantesten und größten Renaissancebauwerke Deutschlands und das Wahrzeichen Kulmbachs. Bekannt ist Kulmbach auch durch die Mönchshof-Brauerei, die ihren Betrieb auf dem alten Firmengelände allerdings 1997 eingestellt hat und an anderer Stelle ihr „echtes Kulmbacher Bier“ produziert. Auf dem ehemaligen Firmengelände wurde sodann ein Bierbrau- und Bäckermuseum eröffnet. 2015 kam ein Gewürzmuseum dazu. Die drei sehenswerten Museen ziehen Besucher aus allen Ecken Deutschlands und dem Ausland in das oberfränkische Städtchen.

Anfahrt, Tipps, kontakt und wissenswertes

Von Esslingen/Stuttgart bis nach Kronach/Kulmbach sind es circa 300 Kilometer, über A81, A6 und A9.

An einigen mittelalterlichen Gebäuden Kulmbachs sieht man auch, woher die Redewendung „Die Kurve kratzen“ kommt - nämlich von einstigen Kutschern, die beim Abbiegen oft Hausecken streiften. Die Bewohner platzierten deswegen Steinblöcke, sogenannte Kratzsteine, an Hausecken - heute noch in Kulmbach zu sehen, mit Kratzern aus dem Mittelalter,.

Die sehenswerte Plassenburg in Kulmbach beherbergt unter anderem das Deutsche Zinnfigurenmuseum, das Armeemuseum Friedrich der Große und das Museum Hohenzollern. Im Innenhof finden kulturelle Veranstaltungen statt. Ganzjährig gibt es Führungen. www.plassenburg.de

Die Festung Rosenberg in Kronach ist eine der schönsten und größten Festungsanlagen Deutschlands. Am Ausbau war auch der berühmte Baumeister Balthasar Neumann beteiligt. Reizvoll ist das unterirdische Gangsystem, das während Führungen zu besichtigen ist. www.kronach.de/festung

Der Frankenwald wurde 2015 mit dem Siegel „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ des Deutschen Wanderverbandes ausgezeichnet. Beliebt sind zum Beispiel Wanderungen zur und um die Ködeltalsperre herum.

Ein dichtes Radwegenetz für unterschiedliche Ansprüche, abenteuerliche Floßfahrten auf der Wilden Rodach oder etwa Gleitschirm- und Drachenfliegen komplementieren das umfangreiche Outdoor-Angebot im „fränkischen Alaska“. Hinzu kommen Schneeschuhwandern, Langlaufen, Alpinsport, Skispringen, Snowkite-Kurse oder Pferdekutschfahrten im Winter.

Tel. 09261/601517, Internet: www.frankenwald-tourismus.de