Das Konzilgebäude am Hafen. Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee. Und sie hatte wohl auch das größte Glück aller deutschen Städte, dass sie im Zweiten Weltkrieg nicht von den Alliierten bombardiert wurde, trotz Produktionsstätten fürs Militär. Das lag an der Nähe zum schweizerischen Kreuzlingen, das bei Bombardements nicht verdunkelt wurde. Die Konstanzer ließen ebenfalls das Licht brennen und dadurch war die Stadt aus der Luft nicht von Kreuzlingen zu unterscheiden. Wirklich Glück gehabt, Konstanz! So sind die mittelalterlichen Gebäude, ja sogar ganze Straßenzüge unversehrt geblieben.

600-jähriges Konziljubiläum

Scharfsinn und Ideenreichtum hatten die Konstanzer schon immer: Wer in den zahlreichen Fußgängerzonen von der Altstadtmitte in Richtung Hafen bummelt, etwa auf der Marktstätte, kann sich kaum vorstellen, dass der Bodensee einst bis hierher reichte. Konstanz wurde im Laufe der Jahrhunderte flächenmäßig durch Aufschüttungen immer wieder vergrößert. Vor allem zwischen den Jahren 1000 und 1250 wurde Land gewonnen, hauptsächlich durch Müllansammlungen, vermischt mit Eichenstämmen, damit das Ganze auch trägt.

Das hat auch Platz geschaffen für ein riesiges Kaufhaus am Hafen, das heutige Konzilgebäude, eines von vielen Sehenswürdigkeiten in Konstanz. Der dreigeschossige, massive Steinbau wurde 1388 als Warenlager für den Handel errichtet. 1417 fand hier das Konklave zur Wahl von Papst Martin V. statt. Damit wurde auch endlich die damalige Kirchenspaltung beendet, die zuletzt drei Päpste hervorgebracht hatte. Während des Konzils, das von 1414 bis 1418 dauerte, stand Konstanz praktisch vier Jahre im Mittelpunkt des politischen Geschehens in Europa. 70 000 sollen Konstanz mit seinen damals 6000 Einwohnern besucht haben, darunter zahlreiche Kardinäle und Bischöfe, so dass die Stadt aus allen Nähten platzte. Es war ein Jahrhundert-, nein, ein Jahrtausendereignis. Das 600-jährige Jubiläum wird in Konstanz dementsprechend noch bis ins Jahr 2018 mit zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen gefeiert.

Bummel durch die engen Gassen

Dass von der ehemaligen Stadtmauer nur noch wenige Reste sowie lediglich drei Türme erhalten sind - Rheintorturm, Pulverturm und Schnetztor - das lag am wirtschaftlichen Aufschwung durch die Anbindung an die Eisenbahnstrecke, die bereits im Jahre 1863 erfolgte. Dadurch wuchs die Bevölkerung rapide und die Stadtmauer wurde abgerissen. Mit den Trümmern wurden die Gräben zugeschüttet - und so erneut Land gewonnen. Heute hat Konstanz rund 82 000 Einwohner und zählt 15 Stadtteile.

Die Niederburg, unterhalb vom Münster, ist der älteste Stadtteil. Wenn man hier durch die engen Gassen bummelt, fühlt man sich ins Mittelalter zurück versetzt. Das Münster selbst zeugt von einstiger Größe als Handelsplatz und Bischofssitz - und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Viele mittelalterliche Bürgerhäuser sind im Wesentlichen erhalten. Hinter renovierten Fassaden verbergen sich oft noch sehr alte Bauelemente. Unbedingt besuchen sollte man beispielsweise das Rosgartenmuseum, eines der ältesten Gebäude der Stadt, das seit 1873 als städtisches Museum genutzt wird. Es bietet einen Querschnitt durch die Geschichte, Kunst und Kultur des Bodenseegebietes und der Stadt Konstanz von der Steinzeit bis heute. Eine Besonderheit ist der Historische Saal aus der Gründerzeit (1871) des Museums mit seiner einmaligen Atmosphäre.

konzilgebäude, obermarkt, hafen, Sea Life und die kunstfigur imperia

Das Konzilgebäude am Konstanzer Hafen beinhaltet heute ein Restaurant. Angeschlossen ist auch eine Freiluftgastronomie mit Blick zum See.

Auch besuchenswert: Der geschichtsträchtige Obermarkt, wo Friedrich I., genannt Barbarossa, 1183 mit den lombardischen Städten Frieden schloß. Hier war auch der Platz für den Pranger und es wurden Urteile per Fallbeil vollstreckt. Heute kann man dort im Freiluftcafé des Hotel Barbarossa Altstadtflair genießen.

Beliebt ist auch ein Bummel im Hafen, wo die neun Meter hohe und sich drehende Kunstfigur Imperia auf den Bodensee hinaus weist. Die Statue, die vom Bildhauer Peter Lenk stammt, stellt eine üppige Kurtisane mit tiefem Dekollete dar und soll satirisch auf die Zeit des Konzils hinweisen, als gleichzeitig die Prostitution florierte.

Ein Muss ist auch der Besuch des Sea Life Centers im Hafen. Eine faszinierende Unterwasserwelt mit 3500 Süß- und Salzwasserfischen im Aquarium. www.visitsealife.com/konstanz

Großveranstaltungen in den kommenden Wochen: Zeltfestival mit Rock und Pop vom 27. Mai bis 5. Juni („Klein Venedig“, am Hafen). - Campus-Festival am 11. Juni (Universität). -Weinfest vom 27. bis 30. Juli (Stephansplatz). - Konstanzer Sommernächte: 10. bis 13. August (im Stadtgarten). - Seenachtfest am 13. August 2016 (am Hafen). - Rock am See am 3. September 2016 (Bodenseestadion).

Ganz in der Nähe von Konstanz ist die Insel Reichenau und ebenfalls ziemlich nahe die Insel Mainau, die beide ebenfalls Ausflüge wert sind.

Tourist-Information Konstanz, Bahnhofplatz 3, Tel. 07531/1330-30. Internet: www.konstanz-tourismus.de